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Beitrag vom 02.06.2015
Heather Nova - The Way It Feels
Christina Mohr
Vier Jahre nach ihrem letzten Album "300 Days at Sea" meldet sich Singer-/Songwriterin Heather Alison Frith alias Heather Nova eindrucksvoll zurück: Die neue Platte "The Way It Feels" klingt...
... vertraut und aufregend zugleich.
In Heather Novas Leben und Musik spielt das Reisen eine bedeutende Rolle. Der erste Hit der auf Bermuda geborenen Künstlerin war durchaus programmatisch zu verstehen: "Walk this World" sang sie 1994 (ist das wirklich schon so lange her?, fragt frau sich angesichts dieses unsterblichen Songs), und heute, viele Jahre und Alben später, ist Nova buchstäblich noch immer unterwegs – musikalisch natürlich und ganz im Wortsinn, auf Reisen. Ihre Heimat Bermuda sei zwar wegen der Strände und des Ozeans wunderschön, sagt Nova, biete kulturell aber wenig. Deshalb sei sie froh, Künstlerin geworden zu sein, um auf diese Weise in der Welt herumzukommen. Zu Beginn ihrer Karriere tourte Nova schon mal bis zu einem Dreivierteljahr am Stück, ein Ausmaß, das für die inzwischen 47-jährige heutzutage nicht mehr in Frage kommt: Ihr Sohn verlangt nach einem sesshafteren Leben.
Aber ob ausgedehnte Tournee, kurze Stippvisiten oder Hörgenuss daheim: Ihr nunmehr neuntes Album "The Way It Feels" dürfte bei Heather Novas vielen Fans auf freudig geöffnete Ohren und Herzen treffen. Nova hat ihren Stil nicht grundlegend verändert, allerdings hie und da neue Details zum sanften, von ihrer Gitarre getragenen Folkpop hinzugefügt. Ein Banjo bei "On My Radar" zum Beispiel, eine countryeske Pedal-Steel-Gitarre, die an anderer Stelle für Americana-Anmutung sorgt, oder etwas forderndere Schlagzeugparts als sonst.
Die Stimmung der Platte ist wie immer bei Nova zart melancholisch, aber niemals traurig, eher von Fernweh geprägt: Die zwölf Songs auf "The Way It Feels" handeln vom Weggehen und Ankommen, vom Innehalten und Weiterziehen. "Roll downstream with me", singt sie und frau/man folgt ihr gern: an Strände des atlantischen Ozeans ("Sea Change") und auf Berggipfel ("Girl on the Mountain"), durchstreift die Wüste und baut Baumhäuser, oder bekommt - dann mal ganz bodenständig - die Ratschläge von Heathers Mama zu hören ("Lie Down in the Bed you´ve made"). Viele Stücke entwickeln ihren speziellen Zauber erst nach mehrmaligem Hören, das versponnene "I´m Air" ist so ein Fall, oder "Sleeping Dogs". Andere wie "This Humanness" und "The Archaeologist" bestechen dagegen sofort. Am Interessantesten und Ungewöhnlichsten ist "Women´s Hands" geraten, ein komplexes, Patti-Smith-haftes Spoken-Word-Poem, in dem Nova mäandernd erzählt. Sehr hübsch ist der Ausklang mit "Moon River Days", das mit einem gesummten Teil des legendären Vorbilds "Moon River" endet. Auf Albumlänge zeigt sich Novas einzigartiges Talent, etwas Schönes aus Traurigem zu erschaffen, den flüchtigen Moment festzuhalten, ohne ihn zu beschweren – Musik zum Unterwegssein eben. Und das Allerschönste hat Heather Nova sowieso immer dabei: Ihre unverkennbare Sirenen-Stimme, in der Sehnsucht und Optimismus schwingen und changieren.
AVIVA-Tipp: Wie schön, dass Heather Nova verlässlich alle paar Jahre von sich hören lässt – ihr aktuelles Album ist wie der Besuch einer guten Freundin, die diesmal besonders faszinierende Geschichten zu erzählen hat.
Heather Nova
The Way It Feels
CD 2015, 12 Tracks, Label: Embassy of Music
Heather Nova im Netz:
www.heathernova.com
Heather Nova live:
22.10.2015 Augsburg, Parktheater Kurhaus
23.10.2015 Ravensburg, Oberschwabenhalle
24.10.2015 Würzburg, Johanniskirche
25.10.2015 Mainz, Frankfurter Hof
27.10.2015 Hamburg, Laeiszhalle
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Heather Nova - 300 Days At Sea
Heather Nova - Redbird